Unsere Antwort auf die öffentliche Stellungnahme der SPD

Sehr geehrte Frau Esch,
sehr geehrter Herr Dr. Redeker,
sehr geehrte Frau Ewald,
sehr geehrter Herr Maser,

vielen Dank für Ihre Antwort. Anbei sende ich Ihnen meine Antwort auf Ihre allgemeine Stellungnahme, da für mich und die Mitglieder der Rettet-das-Melbbad-Initiative noch viele Fragen offen und ungeklärt geblieben sind. Ich habe die Antworten und Fragen auf die Argumente in Ihrer Stellungnahme jeweils direkt zwischen den Zeilen Ihres Textes eingefügt, da uns dieses Vorgehen am einfachsten und transparentesten erscheint. Wenn Sie möchten, können Sie uns auch sehr gerne in dieser Art und Weise antworten.

Wir sind bestrebt Bonner*innen und Melbadfreund*innen transparent und verständlich auf unserer Homepage zu informieren . Wir werden deshalb unseren ersten Austausch von Argumenten ab jetzt und sehr gerne auch im Folgenden auf unserer Homepage veröffentlichen.

 Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre dezidierte Antwort und die uns dadurch entgegengebrachte Wertschätzung.

Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für Ihre Gesundheit,

Dr. Kai Schröder

i.V. Initiative Rettet-das-Melbbad

Öffentliche Antwort der Bonner SPD-Fraktion im Rat

RdM: und unsere Antwort dazu von Rettet das Melbbad

SPD: Fragen zum Vebowag-Bauprojekt auf dem Grundstück des Melbbades Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Dr. Schröder, 
zunächst bedanken wir uns für Ihre Anfrage. Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bonn hat sich in der Vergangenheit immer für den Erhalt der Bonner Freibäder eingesetzt. Dabei suchten und suchen wir immer nach Wegen, einen möglichst langfristigen Erhalt sicherzustellen. Aber auch in Bonn hat sich die schon seit Jahren kritische Haushaltslage durch die Corona-Pandemie weiter verschärft. Dadurch sind auch die Freibäder einer noch höheren Existenzgefährdung ausgesetzt als zuvor schon. Dies erfordert, auch nach vielleicht ungewöhnlichen Lösungen zu suchen.

RdM: Es freut uns sehr, zu hören, dass sich die SPD-Fraktion im Rat auch weiterhin für den Erhalt der Bonner Freibäder einsetzen möchte. Mit Spannung erwarten wir dazu die Ratsentscheidung bezüglich des Rahmenplans der Bonner Bäder, bei dem sich auch die Verwaltung für den Erhalt und die Sanierung der Bonner Freibäder ausspricht. Wir sehen eine Möglichkeit für den Erhalt des Melbbades nur dann, wenn der Empfehlung der Verwaltung konsequent auch für das Melbbad entsprochen wird und es zu der nötigen Sanierung und einem Erhalt der Nutzungs- und Entwicklungsflächen für das Bad kommt. Die Corona-Pandemie hat ihrerseits auch gezeigt, wie wichtig gut erreichbare attraktive Naherholungsorte wie das Melbbad sind. Unserer Meinung nach müsste das große Potential des Bades und seines Geländes vielmehr in dieser Richtung weiter ausgebaut werden, um seinen Erhalt zu sichern. 

SPD: Der derzeit vorliegende Entwurf für die Wohnbebauung im Randgebiet des Melbbades ist dabei ein guter und umsetzbarer Kompromiss. Zum einen wird der dauerhafte Erhalt des Melbbades gesichert. Zum anderen schafft das entstehende Gebäude dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum für Krankenpflegerinnen und -pfleger in unserer Stadt. 

RdM: Wir befürworten das Ziel, mehr bezahlbaren Wohnraum in Bonn zu schaffen unbedingt, allerdings nicht, wenn dies die Existenz eines Freibades aufs Spiel setzt.  Wie Sie unserem Fragenkatalog zur Lärmimmission entnehmen können, wird der Badebetrieb im Melbbad nach Fertigstellung des geplanten Wohnkomplexes allerdings aus Lärmschutzgründen keinen sicheren Rechtsstatus mehr haben. Wir sehen hier weder einen Kompromiss noch den dauerhaften Erhalt des Melbbads gesichert. Bisher haben Sie dazu noch keine Stellung genommen. Könnten Sie dies bitte nachholen? 

SPD: Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass Bauarbeiten im Melbbad unausweichlich sind. Der Sanitärtrakt ist sanierungsbedürftig und im Rahmen des Bauprojekts werden sowohl für den Kiosk als auch die Umkleiden moderne und attraktive Räumlichkeiten realisiert. So trägt der Neubau zum langfristigen Erhalt des Melbbades bei.

RdM:  Auch durch eine voll umfängliche Sanierung der Räumlichkeiten wären modernisierte, attraktive und selbstverständlich barrierefreie Räumlichkeiten möglich. Der gesellschaftliche Trend zeigt außerdem, dass historische Gebäude als besonders attraktiv empfunden werden, wenn sie in saniertem Zustand als Zeitzeugen kulturhistorisch bedeutsame Epochen verdeutlichen und näher bringen. Dies ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit.

Wir haben Ihnen außerdem bereits einen Fragenkatalog zu den zu erwartenden enormen Mehrkosten im Rahmen der geplanten Bebauung geschickt, der die Rentabilität des Projektes stark in Frage stellt. Können Sie darlegen, ob die geplante Ausstattung der Räumlichkeiten, die voraussichtlich erst von der Vebowag zurückgekauft und dann komplett mit teurer neuer Technik und Sanitärausstattung versehen werden müssten, günstiger wird als eine Sanierung der Bestandsgebäude?

SPD: Hinzukommt, dass es sich um eine städtische, bereits versiegelte Fläche handelt. Sie muss weder gekauft werden, noch muss der Natur weiterer Boden genommen werden.

RdM: Nach unserem Kenntnisstand müsste nach den neuen Plänen der Vebowag sogar noch mehr zusätzliche Hangfläche und die große unversiegelte Stellfläche für Fahrräder, sowie auch manche grüne Fläche am Rande des Parkplatzes zusätzlich versiegelt werden. Wenn man sich die Pläne ansieht, ergibt sich folgendes Bild: Alte Gebäudeflächen nach den Architekturplänen, die wir eingesehen haben umfassen ca. 483 qm; die Fläche des geplanten Bauvorhabens umfasst ca. 1760 qm. Damit wird das 3,5-Fache des Bodens verdichtet und ein beträchtlicher Teil auch neu versiegelt. Ändert dies etwas an Ihrer Einstellung zu dem geplanten Projekt?

Zudem müssten alle Bäume im bisherigen Eingangsbereich und viele Bäume am straßenseitigen Hang weichen. Dies schadet nicht nur der Attraktivität des Bades, sondern auch dem Stadtklima. 

SPD: Die Stadt hat hier ganz konkret die Möglichkeit in Form der städtischen Wohnbaugesellschaft Vebowag dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch ganz unabhängig von der aktuellen Corona-Pandemie stellt dies eine weit wirksamere Hilfe für die Krankenpflegerinnen und -pfleger, die hier einziehen sollen, dar als die zahlreichen wohlwollenden Worte und das Klatschen. Schon allein aus diesen Gründen unterstützen wir den Bau dieser Wohnungen. 

RdM: Wie glücklich werden die zukünftigen Pflegekräfte der Uniklinik mit Nachtschichten denn über eine Wohnsituation sein, bei der voraussichtlich regelmäßig während des Freibadbetriebes die Lärmimmissionswerte überschritten werden? Und wie gut kann Nachbarschaft gelingen, wenn verdiente Erholung der Badegäste gegen verdiente Ruhe und nötigen Schlaf der Pflegekräfte stehen? Wir sehen hier ein “entweder – oder”.  Wo sehen Sie hier eine Lösung?

SPD: Aber auch mit Blick auf die zahlreichen vorgebrachten Kritikpunkte am ursprünglichen Entwurf dieses Gebäudes sind wir überzeugt, dass hier ein gutes Beispiel für ein ausgewogenes Bauvorhaben gefunden wurde. Denn viele kritische Anmerkungen wurden aufgenommen und in den aktuellen Entwurf eingearbeitet. Die Gebäudehöhen wurden beispielsweise gesenkt, was auch mit einem Verzicht auf etwa 15 Prozent der ursprünglich geplanten Wohnungen einherging. Durch die niedrigeren Gebäudehöhen wird es zudem keine Verschattung der Wasserflächen im Melbbad geben. Begrünungen der Dächer sorgen darüber hinaus dafür, dass sich das Gebäude besser in die Umgebung einpasst. So liegt jetzt ein für alle Seiten akzeptabler Entwurf vor. Im Ergebnis sind wir der Meinung, dass jetzt ein Entwurf existiert, der allen Seiten Rechnung trägt und somit den wesentlichen Punkten, dem dauerhaften Erhalt des Melbbades und der Schaffung bezahlbaren Wohnraums, dient. Daher steht die SPD- Fraktion auch weiterhin hinter dem Bauvorhaben. 

Mit freundlichen Grüßen

(Angelika Esch) (Dr. Helmut Redeker) (Dörthe Ewald)

RdM: Dieser Einschätzung können wir uns nicht anschließen. Diese Zahlen zur Gebäudehöhe sind unserer Einschätzung nach irreführend. Der neue Bauplan beinhaltet im Gegensatz zum alten eine höhere hochgezogene Hauswand – quasi ein nach oben hin offenes Geschoss, eine sogenannte Attika. Hinter der Wand wird Technik untergebracht. Wir vermuten, dass diese nicht zur Geschossflächenzahl beiträgt, dafür aber trotzdem fast die Höhe einer vollen Etage einnimmt. Wir stellen außerdem fest, dass das neue Gebäude in seiner maximalen Höhe von 21 m fast exakt der maximalen Höhe nach den alten Bauplänen entspricht und somit nicht niedriger geworden ist. Uns würde ein Vergleich der reinen Wohnfläche nach alten und neuen Plänen interessieren. Haben Sie dazu Informationen?
Auch der Schattenwurf wurde bei weitem nicht auf ein Minimum reduziert – das Gebäude führt weiterhin zeitweise zu einer Vollverschattung des Beckens. Die aktuell noch am potentiellen Ort der Bebauung stehenden Bäume, mit denen im Gutachten verglichen wird, sind nicht massiv und lassen immer noch stellenweise Sonne durch – zudem wäre es nach Jahrzehnten des Wachstums der Bäume möglich, durch einen Baumpflegeschnitt für eine weitere Verbesserung zu sorgen. Wir hoffen, dass durch den Einsatz von Solarthermie, wie sie in 4 anderen Bonner Freibädern bereits existiert, zukünftig eine Verlängerung der Badesaison erreicht werden kann, was das Beschattungsproblem (und auch die Lärmbelastung) noch weitaus relevanter machen würde. Gerade an durchschnittlich warmen Sommertagen ist möglichst viel Sonne wichtig, um genug Besucher*innen anzuziehen und das Bad somit rentabel betreiben zu können.

Es gibt zu dem Bauprojekt noch viele andere ungeklärte Fragen. Wir hoffen, dass wir bei der Ratsfraktion der SPD eine erneute produktive Diskussion anregen können und hoffen weiterhin, dass Sie bereit sind, Ihre Meinung auf Basis von neuen Erkenntnissen, die im Laufe der nächsten Wochen und Monate noch gewonnen werden können und müssen, potentiell in Frage zu stellen.


Mit freundlichen Grüßen,

i.A. Dr. Kai Schröder für die Rettet-das-Melbbad Bürgerinitiative